Schlussbericht zum skalenbasierten Abstimmen
Im November 2022 testeten wir ein einfaches, skalenbasiertes Abstimmungsverfahren im Kontext einer real stattfindenden Volksabstimmung im Kanton Basel-Stadt. Dabei wollten wir herausfinden, wie unsere Testgruppe diese alternative Abstimmungsform beurteilt, wie gut sie akzeptiert wir und inwiefern es die Entscheidungsfindung auf individueller Ebene oder die Abstimmungsergebnisse auf kollektiver Ebene verändert.
An der Untersuchung nahmen 1’872 Personen teil, deren Angaben für die Datenanalyse nach den Merkmalen Geschlecht, Alter und Parteipräferenz gewichtet wurden, um ein möglichst repräsentatives Abbild der Basler Stimmberechtigten zu erhalten.
In Volksabstimmungen können Stimmberechtigte heute lediglich Ja oder Nein auf dem Stimmzettel ankreuzen. Oft spiegelt diese scharfe Trennung zwischen Dafür und Dagegen die tatsächliche Meinung der Menschen nur unzureichend wider. Beim sogenannten «Fuzzy Voting» tritt eine kontinuierliche Skala an die Stelle des Ja/Nein-Prinzips.
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass es den Stimmberechtigten nicht immer leicht fällt, sich vor einer Abstimmung eine klare Meinung zu bilden. Mehr als 60% der Befragten geben an, zumindest ab und zu solche Schwierigkeiten zu haben. Über 40% antworten auf die Frage, ob sie deswegen auch schon auf die Teilnahme an einer Abstimmung verzichtet haben, mit «Ja» oder «eher Ja».
Auf individueller Ebene zeigen sich bei denjenigen, die nicht an der realen Abstimmung teilgenommen haben, deutlich stärkere Veränderungen im Stimmverhalten aufgrund der Nutzung des skalenbasierten Verfahrens als bei denjenigen, die an der Abstimmung tatsächlich teilnahmen. Folgerichtig hat die tiefergehende Analyse gezeigt, dass ein generell hoher Grad an Unentschlossenheit vor Abstimmungen, eine erhöhte Unzufriedenheit mit der Demokratie sowie ein tieferer Bildungsabschluss mit einer grösseren Verschiebung beim Stimmentscheid mittels Fuzzy Voting einhergehen.
Die Studie konnte zudem zeigen, dass durch das neue Verfahren das Gesamtresultat einer Abstimmung keine starken Veränderungen erfährt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass klare Abstimmungsresultate (wie diejenigen der untersuchten Vorlagen vom November 2022) durch das skalenbasierte Abstimmungsverfahren umgestossen werden, während es bei knappen Volksentscheiden durchaus zu einem anderen Ergebnis kommen kann.