smartvote-Daten als politisches Stimmungsbarometer?
Die Online-Wahlhilfe smartvote hat sich zu einem festen Bestandteil vieler Wahlentscheidungen entwickelt. Neben personalisierten Wahlempfehlungen liefert sie dabei einen Datenschatz, der – richtig genutzt – interessante Rückschlüsse auf politische Stimmungen zulassen könnte. Doch wie aussagekräftig sind diese Daten wirklich?
Mit einer explorativen Studie zur Grossratswahl 2024 im Kanton Basel-Stadt haben wir genau das untersucht. Im Zentrum stand die Frage, ob sich aus den anonymisierten Antwortsets der User:innen ein repräsentatives Bild der politischen Präferenzen ableiten lässt – etwa durch geeignete Gewichtungsverfahren nach Alter, Geschlecht, Parteiorientierung oder früherem Abstimmungsverhalten. Solche Daten könnten einen detaillierten Einblick in die sachpolitischen Wünsche und Präferenzen der Bevölkerung erlauben. Das wäre nicht nur für die Politiker:innen interessant, sondern auch auf demokratiepolitischer Ebene, um politische Positionen besser in die Politik einbringen zu können.
Das Resultat? Ernüchternd.
Keines der angewandten Gewichtungsverfahren lieferte ein konsistentes, hinreichend genaues Abbild der tatsächlichen Abstimmungsergebnisse auf kantonaler und eidgenössischer Ebene – mit Ausnahme jener Fälle, in denen das Gewichtungsverfahren eine der Vergleichsabstimmungen bereits beinhaltete. Was aber ein Zirkelschluss ohne wirklichen Erkenntnisgewinn darstellt.
Die Konsequenz: Die Nutzung dieser Daten als valides Instrument zur Abbildung der politischen Stimmung bleibt (vorerst) eine wissenschaftliche Herausforderung.
Doch das Potenzial ist da.
Denn solche Analysen zeigen, wo Digitalisierung sinnvoll eingesetzt werden kann – und wo Nachbesserung nötig ist. Sie eröffnen Diskurse über Transparenz, Teilhabe und Repräsentation in der Demokratie des 21. Jahrhunderts.
Daher lautet die Empfehlung:
Die Weiterentwicklung und Testung alternativer Gewichtungsverfahren,
sowie die Validierung der bisherigen Ergebnisse anhand nationaler Wahlen, bei denen die Nutzerschaft politisch breiter gestreut ist.
Wenn digitale Tools wie smartvote nicht nur die Wahlentscheidung, sondern auch die politische Willensbildung stärken, gewinnen sie eine neue demokratiefördernde Qualität.